William Faulkner - Moskitos - Buch

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Umschlagzeichnung von Tomi Ungerer
Aus dem Amerikanischen von Richard K. Flesch
Titel der Originalausgabe: »Mosquitoes«, New York 1927
Die deutsche Erstausgabe erschien 1965 bei Rowohlt; sie wurde für diese Neuedition durchgesehen und leicht revidiert.

Im Frühling, im süßen, jungen Frühling, geschmückt mit jungem Grün, behangen mit dem Gesang dummer, kleiner Vögel wie mit Halsketten und Armbändern, flitterhaft und niedlich und unecht wie ein Ladenmädchen in seinem billigen Sonntagsstaat, wie ein Narr mit viel Geld und wenig Geschmack - da waren sie klein und jung und zutraulich; man konnte sie manchmal töten. Jetzt aber, da der August wie ein satter Vogel auf trägen Schwingen langsam durch den fahlen Sommer schwebte, dem Mond der Verwesung und des Todes entgegen - jetzt waren sie größer; sie waren verderbt; allgegenwärtig wie die Leute vom Beerdigungsinstitut, gerissen wie Pfandleiher, selbstbewußt und unvermeidlich wie Politiker. Sie kamen in die Städte mit der Lebensgier von Bauernburschen, mit dem leidenschaftlichen Zusammengehörigkeitsgefühl einer Fußballmannschaft, alles durchdringend und ungeheuerlich, aber ohne Würde: eine biblische Plage, durch das falsche Ende eines Fernglases betrachtet; die Majestät des Schicksals, verächtlich geworden durch Allgegenwärtigkeit und ewige Wiederholung.

Inhalt
Prolog 9
Der erste Tag 53
Der zweite Tag 99
Der dritte Tag 160
Der vierte Tag 230
Epilog 287
Nachbemerkung des Übersetzers 342


Nachwort des Übersetzers
Es ist viel darüber gesagt und geschrieben worden, wie der Übersetzer vorzugehen habe, der einen literarischen Text einigem Anspruch übertragen soll. Daß selbst so relativ nahe verwandte Sprachen wie das Englische und das Deutsche Nuancen haben, die im letzten kaum übersetzbar sind, ist eine Binsenweisheit. Der Übersetzer dieses Romans hat zwischen den Eigengesetzlichkeiten des englischen Originals und den Möglichkeiten der deutschen Sprache zu vermitteln gesucht und sich bemüht, bei engster Anlehnung an das Original den Sinn dessen, was der Autor ausdrücken wollte, möglichst genau in die andere Sprache (und Mentalität!) zu übertragen.
Bei einem sprachlich so eigenwilligen Autor wie Faulkner ist dies nicht immer ganz einfach. Der vorliegende Roman hat seine Schwierigkeit in seinem Aufbau, er ist durchkomponiert - auch im Stilistischen und in der Diktion: Bestimmten Personen oder Situationen werden bestimmte Attribute zugeordnet: Adjektiva und Adverbien, auch Substantiva gelegentlich, die durch das ganze Werk hindurch immer im gleichen Zusammenhang auftauchen. Nun sind diese Ausdrücke aber zumeist mehrdeutig, und im Zusammenhang der Faulknerschen Prosa hat das gleiche, einer bestimmten Person zugeordnete Wort nicht immer den gleichen Sinn. Der Übersetzer ist hier gelegentlich gezwungen, zugunsten des Sinnes eine stilistische Arabeske zu zerstören.
Fairchild ist eine Schlüsselfigur. Hinter ihm verbirgt sich der amerikanische Schriftsteller Sherwood Anderson, dem Faulkner die Veröffentlichung seines ersten Romans (Soldatenlohn) verdankt. Die beiden haben sich 1925 in New Orleans kennengelernt und sind zeitweise befreundet gewesen. Bei näherem Hinsehen entsteht sogar der Verdacht, daß mehrere, wenn nicht die meisten Charaktere in dem vorliegenden Buch mehr oder weniger reale Vorbilder gehabt haben könnten. Robert Coushlan berichtet in The private World of William Faulkner (Harper & Brothers, New York 1953):
»... (Faulkner) fügte sich in das Leben im French Quarter ein, wo Anderson an der Spitze einer kleinen Gruppe von Bohemiens - Künstlern und Schriftstellern - stand ... (hier schrieb er auch) den größten Teil seines zweiten Romans Mosquitoes, einer Satire auf die versnobten Spießbürger, von denen die Gruppe kultiviert wurde.. .«
Das Mileu, in dem der Roman spielt, ist also haargenau das Milieu, in dem Faulkner seinerzeit gelebt hat. Wenn man nun weiß, daß Dawson Fairchild für Sherwood Anderson steht, wenn man auf Seite 142 Faulkner selbst begegnet (»... Er ist Lügner von Beruf, hat er gesagt... .«), dann liegt der Gedanke nahe, daß auch der Semitische, Mr. Talliaferro, Mrs. Maurier und all die anderen zumindest in einigen Zügen realen Personen nachgebildet sein könnten.
Die Moskitos auf alle Fälle, die dem Roman den (mehrdeutig gemeinten) Titel gegeben haben und die von der ersten bis zur letzten Seite immer wieder erwähnt werden, ohne daß vom Titel abgesehen - das Wort Moskitos fällt, sind in Louisiana noch immer so »allgegenwärtig wie die Leute vom Bestattungsinstitut. Sie sind es heute, sie waren es zur Zeit von Faulkners Aufenthalt in New Orleans und sie sind es schon immer gewesen. Der Jesuitenpater du Poisson, der als Missionar nach Louisiana kam, schrieb im Jahr 1727: »Die ägyptischen Plagen waren nicht grausamer... Dieses kleine Insekt hat, seit die Franzosen am Mississippi siedeln, mehr Flüche laut werden lassen, als bis zu diesem Zeitpunkt in der ganzen Welt ausgestoßen worden sind.«
Taschenbuch
ISBN13: 9783257205121 ISBN10: 3257205120
Diogenes | 1978 | 343 Seiten | deutsch

Zustand:
Buch: Gebraucht - Mit starken Gebrauchsspuren -> Einband an den Rändern angestoßen, mit Knicken und Kratzern
Buchschnitt etwas verschmutzt
als Mängelexemplar gekennzeichnet


USA, Satire, Künstlermilieu, Bohemien, 1920er, New Orleans, Louisiana

  • Artikelnummer: 97266
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Dieser Artikel wurde am Sonntag, 21. August 2022 im Shop aufgenommen.



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